Udo Gehrmann

Bildungsfreistellung ist eine wichtige Voraussetzung für die Stärkung und bewusste Gestaltung der Demokratie, der Nachbarschaftshilfe und Solidarität, eine Grundlage für soziale Kompetenz und Professionalität in der sozialen Arbeit sowie nicht zuletzt ein wesentlicher Faktor für die wirtschaftliche Entwicklung, für den Standort Deutschland. Neben den nationalen Aspekten kann Bildungsfreistellung auch eine Komponente der europäischen Integration sowie der multikulturellen und sprachlichen Vielfalt werden.

Bildung ist stets ohne Zweifel mit erheblichen Kosten verbunden. Bildungsfreistellung für die berufliche und politische Bildung aller an der Entwicklung der Gesellschaft interessierten Bürgerinnen und Bürger ist aber eine Investition in die Zukunft. Sie hilft, Humanressourcen zu erschließen, soziale Netze im nationalen und internationalen Maßstab zu knüpfen, individuelle Entwicklung mit dem Gemeinwohl zu verbinden.

In diesen Aussagen reflektieren sich Erfahrungen der Arbeiterwohlfahrt (AWO). Besonders in den Jahren nach der Wende bestand ein großer Bedarf an politischer und beruflicher Bildung, um den neuen Anforderungen gerecht zu werden. Zu der Entscheidung, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt im Vorgriff auf ein Bildungsfreistellungsgesetz fünf Bildungsurlaubstage pro Kalenderjahr einzuräumen, gab es deshalb aus der Sicht aller Gliederungen und Trägerorganisationen der AWO in Thüringen keine Alternative. Der hohe Stellenwert, den die AWO der beruflichen und politischen Bildung beimisst, bleibt erst recht auch heute unter den Bedingungen zunehmender Veränderungen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens ein Garant für Erfolg und Zuversicht in die Zukunft.

Dr. Udo Gehrmann ist Pädagogischer Leiter des AWO Bildungswerkes Thüringen e.V..